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Do you have fond childhood memories of summer camp? For a chance at $250,000, campers must compete in a series of summer camp-themed challenges to prove that they are unbeatable, unhateable, and unbreakable. Host Chris Burns is joined by the multi-talented comedian Dana Moon to recap the first five episodes of season one of Battle Camp . Plus, Quori-Tyler (aka QT) joins the podcast to dish on the camp gossip, team dynamics, and the Watson to her Sherlock Holmes. Leave us a voice message at www.speakpipe.com/WeHaveTheReceipts Text us at (929) 487-3621 DM Chris @FatCarrieBradshaw on Instagram Follow We Have The Receipts wherever you listen, so you never miss an episode. Listen to more from Netflix Podcasts.…
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TRIGGERWARNUNG: Das Hören dieses Hörbuchs kann bei Menschen, die Opfer sexueller Gewalt wurden oder im sozialen respektive familiären Umfeld damit konfrontiert waren, Erinnerungen hervorrufen, die lange verdrängt wurden. Wenn das Hörbuch bei Ihnen psychische Reaktionen auslöst, die Sie überfordern, suchen Sie bitte umgehend professionelle Hilfe auf. Autor und Mitwirkende übernehmen keine Haftung für Folgen, die aus dem Anhören dieses Hörbuchs resultieren. „Das Kainszeichen“ von Carl E. Ricé ist ein literarisch-dramatisches Kunstwerk, konzipiert für die Aufführung durch den Verfasser selbst in Form einer Erzählperformance. Dieser „Geschichte einer Vergewaltigung“ liegen reale Missbrauchserfahrungen des Autors zugrunde. Auch seine Hauptfigur – die im Text sowohl in der Ich-Form als auch unter dem Namen Pierre auftritt – erleidet verschiedene Formen des Missbrauchs: psychischer Missbrauch durch die Mutter, häusliche Gewalt seitens des Stiefvaters und sexueller Missbrauch durch einen älteren Nachbarsjungen (der sich später als uneheliches Kind des Stiefvaters herausstellen sollte). Auch die mangelnde Unterstützung durch Schule und Sozialbehörden sowie die aus der Traumatisierung resultierenden Drogen- und Prostitutionserfahrungen sind Themen der Erzählung. Es handelt sich um die Geschichte einer Traumatisierung, die ein ganzes Leben lang ihre Folgeverletzungen erzeugt und relativ empfindlich macht. „Das Kainszeichen“ greift all diese Aspekte einer Missbrauchsbiografie auf. Deshalb kann man den Text als „erweitertes Soziogramm“ einer Missbrauchsfamilie in literarischer Form bezeichnen. Die Dramaturgie des Textes bildet jedoch keine linear-chronologische Erzählung. Stattdessen werfen einzelne, sprachlich verdichtete Szenen Schlaglichter auf die Erfahrungen des Protagonisten. Aufgrund dieser Struktur können einzelne Szenen leicht herausgegriffen werden und beispielsweise als Impulse zum Einstieg in Gesprächsgruppen genutzt werden. Die nachfolgende kommentierte Inhaltsübersicht dient dazu, die einzelnen Szenen des Hörbuchs schnell bestimmten Themenkomplexen zuordnen zu können. Überschriften in Klammern (auf der CD-Hülle kursiv gesetzt) markieren dabei Szenen, die dem traumartigen Erzählstrang zuzuordnen sind. Überschriften ohne Klammern (auf der CD-Hülle gerade gesetzt) markieren den konkret-realistischen Erzählstrang. In der Biografie des Autors überschneiden sich also Erfahrungen von psychischer Gewalt und emotionaler Vernachlässigung, von nicht sexualisierter häuslicher Gewalt und von sexuellem Missbrauch. Mit einzelnen Szenen aus dem Text können aber diese drei Themenkomplexe auch einzeln bearbeitet werden. Bei Szenen, die eindeutig einem der beiden Themenbereiche zugeordnet werden können, ist dies mit einem entsprechenden Schlagwort neben der Überschrift vermerkt. Jedes System baut sich seiner eigenen Logik folgend auf. In diesem familiären System überlagern sich mehrere Formen von Missbrauch und verstärken sich in ihrer traumatischen Wirkung gegenseitig, wie mehrere Windhosen sich zum Orkan verstärken. Der auf das Kind projizierte Hass der Mutter auf den Kindsvater; das Aufgenommen-, aber nicht Angenommenwerden des Kindes in der Stieffamilie, die es bei allem, was es tut, abwertet; die Erwachsenen, die sich ihrer Brutalität gegenüber dem Kind nicht bewusst, aber sehr sicher sind – diese Voraussetzungen machen das Kind anfällig für den sexuellen Missbrauch durch einen Täter, der selbst zum erweiterten familiären System gehört. Es mag ein extremer Fall sein, aber er ist so passiert. Damit zeigt er auf, dass so etwas möglich ist – und unterstreicht nachdrücklich, wie wichtig Prävention ist.
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Dieser Epilog in Gedichtform ist dem Schriftsteller Wolfgang Borchert gewidmet und hat genau dadurch eine programmatische Funktion für „Das Kainszeichen“. Auf Borchert bezieht sich der Autor als literarischen Wahlverwandten, als „großen Bruder“. Der aus Hamburg stammende Wolfgang Borchert (1921-1947) starb 1947, also in dem Jahr, in dem der Autor in Hamburg geboren wurde. Der Grund für Borcherts frühen Tod waren seine Kriegsverletzungen, Thema seines Werkes sind vor allem die Zerstörungen, die der Krieg als umfassende Gewalterfahrung auch in den Menschen anrichtet. In „Das Kainszeichen“ erscheint die Gesellschaft als ähnlich umfassende Gewaltstruktur, etwa in Episode 24. Der Stiefvater in „Das Kainszeichen“ ist jener von Krieg und Gewalt geprägten Generation zuzurechnen. Die Erfahrungen mit Vergewaltigung und Prostitution beschreibt das Gedicht als den „Krieg der Straße“. Wie Borchert den Zweiten Weltkrieg überlebte (oder eben gerade nicht, weil er an dessen Folgen starb), so ist der Erzähler von „Das Kainszeichen“ ein Überlebender der strukturelle Gewalt unserer Gesellschaft in einem extremen Fall, wie es auch der Arzt in der vorhergehenden Episode 32 formuliert hat. Als literarisches Vorbild hat es Borchert auch dem Autor von „Das Kainszeichen“ ermöglicht, über seine Gewalterfahrungen zu sprechen. Die Tabuisierung der vielfach in der Gesellschaft vorhandenen Gewaltstrukturen aufzubrechen, den Opfern zuzuhören, erscheint als Voraussetzung, um diesen Strukturen entgegenzuwirken.…
Diese Episode bildet zusammen mit Episode 1 die Klammer um den gesamten Text. Pierre sitzt in der Einrichtung mit den 30 Betten dem Arzt gegenüber und beendet seinen Lebensbericht, der dem Arzt die Tränen in die Augen getrieben hat. Der Arzt weist darauf hin, dass Pierre durch eine Überdosis Drogen oder Suizid schon längst tot sein könnte, Pierre also ein Überlebender ist.…
Hier auf der Meta-Ebene befindet sich Pierre nach dem Aufwachen in dem Dorf aus Episode 3. Die Häuser lösen sich in wurm- und schlangenartige Formen auf, die ihn in die Mitte des Dorfes treiben, wo das Kreuz mit den Namen aller Heiligen steht. Dort auf dem Dorfplatz ist eine Grube voller Schlangen wie Penisse. Neben der Schlangengrube steht seine Mutter , die auch einen endlos langen Schlangenpenis hat, der auf Pierre zukriecht, ihm um den Hals fasst und ihn würgt. Bevor er das Bewusstsein verliert, merkt Pierre, wie er in die Schlangenpenisgrube fällt. In Episode 10 hatte bereits das Kind auf seiner Zeichnung den Penis des Vergewaltigers und den Prügelriemen des Stiefvaters in ein schlangenartiges Bild gebracht.…
Auf der Meta-Ebene liegt Pierre in einem weiteren Alptraum auf einer Wiese. Plötzlich verdunkelt sich der Himmel zu einem Unwetter. Pierre weiß, dass dies das Jüngste Gericht ist. Er will Schutz suchen, doch da greift aus den Wolken ein riesiger Arm nach ihm und er hört die Stimme seiner Mutter. Der Arm greift in seinen Kopf und holt die Bilder heraus. Die überwachende Mutter kennt nun seine tabuisierten „schmutzigen“ Erfahrungen, die er versucht hat, geheim zu halten, das Verschweigen-Müssen hat nicht funktioniert, so total ist die Kontrolle durch die Mutter . „Pierre krümmt sich wie ein Fötus am Boden: Er wird nie frei sein. Sie wird ihn nie, nie freilassen.“ Und wieder weckt Rübezahl Pierre auf: „Du kannst hier nicht mehr bleiben. Du darfst hier nicht mehr bleiben“, was als Hinweis darauf gelesen werden kann, dass er ihn aus einem geschützten therapeutischen Setting zurück 'ins Leben' schicken will.…
Auf der Meta-Ebene durchlebt Pierre eine Episode, die sich erst am Ende – wenn Rübezahl ihn erneut aufweckt und zum Fortgehen auffordert – als Alptraum herausstellt. Pierre (nach seiner Flucht) schläft in seinem Zimmer, als es an der Tür klingelt. Zwei Männer stehen draußen, die ihm vage bekannt vorkommen. (Man kann davon ausgehen, dass sie den Vergewaltiger aus der Kindheit und den Stiefvater repräsentieren.) Sie zwingen ihn, eine Droge zu nehmen, und vergewaltigen ihn. Währenddessen erlebt Pierre die extremste Form der Dissoziation vom eigenen Körper. Er hat das Gefühl, dass sein Körper in kleinste Einzelteile zerfällt, die sich im Weltall verteilen. Bevor Rübezahl ihn weckt, sagt einer der beiden Täter zu ihm, dass er ihnen nie entkommen wird.…
Pierre erwacht im Wald. Es muss die Stelle sein, wo er sich am Abend in den Dornen verfangen hatte. Alle Geschehnisse, die bisher auf der Meta-Ebene passiert sind, könnten also Alpträume gewesen sein. Doch jetzt stellt er fest: Es ist Krieg. Kampfflugzeuge greifen an und Soldaten verfolgen ihn in einen Keller. Pierre macht sich so klein wie eine Laus und versteckt sich in einer Mauerritze, sodass die Soldaten ihn nicht erschießen können. Und wieder schüttelt ihn jemand an der Schulter und die Stimme von Rübezahl sagt: „Wach auf, du musst fort von hier!“…
Auf der Meta-Ebene befindet sich Pierre auf dem Dachboden von dem Haus, in das Rübezahl ihn gebracht hat. Er wacht auf und sieht neben sich eine alte Frau. Er kennt sie nicht, sie aber behauptet, sie sei seine Mutter . Voller Ekel flüchtet er aus dem Haus, doch die Häuser lösen sich auf und kreisen ihn ein, fesseln ihn. Er hat Angst, für immer in diesem Alptraum gefangen zu sein. Da schüttelt ihn jemand an der Schulter und die Stimme von Rübezahl sagt: „Wach auf, du musst fort von hier!“…
Der Ich-Erzähler setzt hier die Gewalt in der elterlichen Wohnung in Bezug zu seinen Erfahrungen mit Drogen und Prostitution . „Jeder Platz auf der Straße ist sicherer als zu Hause. … Mich erwartet kein Zuhause, mich erwartet nur eine Behausung.“ Er habe „die Fähigkeit, ein Zuhause zu haben“, verloren. Suizidale Tendenz und Todessehnsucht sprechen sich in dem Satz aus: „Der einzige Ort, wo das Leben noch erträglich zu sein scheint, ist die Hölle selbst.“ Diese Hölle findet der Ich-Erzähler in den Darkrooms von Schwulenbars, „denn dort, im Gemenge anonymer Körper, konnte ich alles wiederholen, was das Leben mich gelehrt hatte“. Die Frage von Hetero-, Bi- oder Homosexualität spielet dabei keine Rolle, der Ich-Erzähler sieht hier einen krankhaften Wiederholungszwang am Werk - „so krank, wie nur einer sein kann, für den Liebe nur Schmerz – Weltuntergang – und Sexualität Rausch und Strafe zugleich ist.“ Ekel und Scham sind stets gegenwärtig, vor allem wiederholt sich beim Hinausgehen aus den Bars wieder das von der Vergewaltigung im Keller (vgl. Episode 5) her bekannte Gefühl, das Kainszeichen als für alle sichtbares Stigma zu tragen.…
Hier wendet sich der Ich-Erzähler in der Du-Form an seine Mutter . Er nennt Beispiele für die Demütigung durch körperliche und emotionale Gewalt, vor allem auch massive emotionale Erpressung, beispielsweise dass sich die Mutter vor dem 12-Jährigen anlässlich von dessen Wunsch, ins Heim zu ziehen, um der häuslichen Gewalt zu entgehen, schreiend auf dem Boden wälzte und schrie: „Wenn du gehst, dann gehst du für immer“. Dies festigte die Kontrolle der Mutter über den Sohn, denn: „Ich hatte Angst, etwas zu verlieren, das ich nie hatte: deine Liebe.“ Kontrolle, gerade auch über die „heile“ Außenwirkung ihrer Familie, war für die Mutter von zentraler Bedeutung. Für die Dualität der Realitäten, die der Ich-Erzähler aushalten musste, wird daher hier wesentlich die Mutter verantwortlich gemacht: „Was Wahrheit war, bestimmtest du. So spaltete ich mein Leben in Wahrheit und Wirklichkeit. Meine Wirklichkeit: der Keller, die Drogen, der Alkohol, der Strich. Das alles verdrängte ich, um für dich eine Wahrheit zu leben, eine Wahrheit zu spielen, die in dein Leben passte.“ Wie verinnerlicht das Schuldgefühl und die Scham ist, dem Anspruch der Mutter nicht zu genügen, zeigt sich an dem Satz: „Ich kann dir nicht verzeihen, denn ich brauche immer noch all meine Kraft, um mir selber zu verzeihen, dass ich lebe.“ Dies führt aber auch zu einer Positionierung des Erzählers gegen die therapeutische Forderung nach Verzeihen: „Man lehrt uns, zu verzeihen. Warum aber soll ich verzeihen? Warum sollen die Opfer den Tätern verzeihen? Ist dies nicht die zynische Forderung einer Gesellschaft, die es nicht ertragen könnte, mit ihrer eigenen Gewalt und Doppelmoral konfrontiert zu werden?“…
Diese Episode schließt in Bezug auf die Themen Drogen und Prostitution an die vorige an. „Nein, es gab kein einziges Mal, an dem es nicht wahnsinnig weh getan hätte, gevögelt zu werden. Nur Stoff machte es erträglich.“ In dieser Szene steht die extreme körperliche Gewalt der Freier gegen den Ich-Erzähler im Mittelpunkt. Einer der Freier sagt ihm, wenn er mit ihm fertig sei, werde er nie wieder eine Frau anschauen. In diesem Moment leuchtet eine rote Leuchtschrift in seinem Kopf auf „Nie mehr vergessen“ - obwohl da eigentlich „Notausgang“ stehen sollte, aber da ist nur Mauer. Dissoziation vom eigenen Körper und Scham kulminieren in dem Gedanken: „Ich bin kein Junge mehr und ich werde nie ein Mann sein, denn ich bin nur noch eine kleine, dreckige Hure.“…
Diese Episode schließt an die vorige an und erzählt den Einstieg des Ich-Erzählers in die Prostitution weiter. Er bietet nun seinen gesamten Körper pädophilen Männern auf dem Kinderstrich an. Dies wird sozusagen als die Vollendung der Dissoziation vom eigenen Körper dargestellt, die durch die Missbrauchserfahrungen entstanden ist: „Mein Körper hatte mich mittlerweile längst verraten. Eros ist davongeflogen, und Geld zu bekommen für das, was sich andere sonst mit Gewalt von mir nahmen, machte mich zumindest begehrt, interessant.“ Die Drogen verstärken die emotionale Achterbahnfahrt zwischen Todesangst und Todessehnsucht. Ekel, Wut und Hass bestimmen die Gefühle des Ich-Erzählers, der nun zwecks Geldbeschaffung seine Freier auch bestiehlt oder erpresst.…
Die Szene schließt direkt an die vorige an. Der Ich-Erzähler war wegen seiner inneren Unruhe und Angst den ganzen Tag auf der Straße und hat auf der Brücke stehend überlegt, ob er seiner suizidalen Tendenz folgend hinunterspringen soll. Er denkt daran, dass er auf dem Heimweg auf dem „Babystrich“ im Park noch „irgendeinem Typen einen runterlutschen, danach kotzen“ wird. Es wird zwar die „schnelle Mark“ (für Drogen ) als Anlass für die Prostitution genannt. Jedoch vermittelt die Episode den Eindruck, dass es sich – ähnlich wie bei der Selbstverletzung, die in Episode 2 erwähnt wird – auch um eine Art inneren Zwang handelt. „Innerer Zwang“ ist hier mitnichten so zu verstehen, dass eine Freiwilligkeit vorliegt. Vielmehr ist es gerade als Folge der ursprünglichen Traumatisierung zu sehen, dass Sexualität nur in einer extrem entfremdeten Form gelebt werden kann – eine „Normalität“ ist nicht möglich.…
„Gibt es ein Ende für die Geschichte einer Vergewaltigung?“ In dieser Episode wird geschildert, wie der Ich-Erzähler, jetzt ein Jugendlicher oder junger Mann, im Drogen - und Prostitution smilieu verkehrt. Diese Lebensweise „auf der Straße“ wird in Bezug gesetzt zu seinem Weglaufen vor der Gewalt des Stiefvaters in der Kindheit und auch seiner inneren Unruhe und Angst in Szene 2, vor der er unter Menschen flüchten muss: „Eigentlich habe ich immer auf der Straße gelebt. … Die Straße ist ein Zuhause, das nirgends ist und daher überall.“ Er selbst konsumiert Kokain; in der Szene wird geschildert, wie er sich das Geld dafür mit einem „Schau-Fick“ mit einer Prostituierten vor alten Voyeuren verdient. Das Angeblicktwerden in einem intimen Moment aktualisiert die Themen von Scham und Stigma, die in der bisherigen Biografie vorgeprägt wurden.…
Auf der Meta-Ebene setzt sich die Geschichte von Episode 14 fort. Die Wächter bringen Pierre an einen Bootssteg und übergeben ihn Klabautermann, dem Kapitän eines dort ankernden Schiffes. Pierre muss nun auf dem Schiff neben vielen anderen als Rudersklave dienen. Nachdem ihn die schweißige Nacktheit unter den Sklaven zunächst abstößt, findet er sich allmählich mit diesem Los ab, dass er nun eben Sklave sei. (Das Bild der nackten Sklaven verweist darauf voraus, dass Pierres nächster Lebensabschnitt infolge der traumatischen Kindheitserfahrung von Drogen und – dadurch bedingt – Prostitution geprägt sein wird.) Eines Tages kommt Neptun – er wird wie Klabautermann als Heiliger bezeichnet –, an Bord des Schiffes, um die gesamte Besatzung zu taufen. Er tauft sie aber nicht einzeln, sondern mit einem Feuerwehrschlauch. Der Druck des Wasserstrahls spült Pierre über Bord. Da er gefesselt ist, sinkt er in die Tiefe und sieht dabei, durchs Wasser gebrochen, noch einmal die Bilder seiner Kindheit. Hände ziehen ihn bis auf den Grund des Meeres, wo er die Fratze des dritten Heiligen erkennt: Wotan.…
Auch in dieser Episode in der Ich-Form geht es um Bestrafung durch eine Schwester der Lungenheilanstalt, diesmal durch Verabreichung einer Spritze. In seiner Angst ruft das Kind: „Mutter, Mutter, hilf mir!“ und fragt sich dann gleich: Was ist Mutter? Gibt es eine Mutter? Die Vernachlässigung durch die seltenen Besuche der Mutter ist so stark, dass das Personal dem Kind nach dem Besuch einer ihm fremden Frau sagen muss: Das war deine Mutter. Das Kind freut sich nachträglich, vor allem, weil die Mutter ihm ein Geschenk dagelassen hat. Das Kind versucht das Geschenk zu essen – offenbar ist Hunger in der Einrichtung an der Tagesordnung –, doch dies resultiert in enttäuschter Hoffnung: „Mutter ist bitter, glibschig, schaumig, kalt“, das schreibt sich in die körperliche Erinnerung ein, denn das Geschenk entpuppt sich als ein Stück Seife. „Beginnt eine Vergewaltigung nicht lange, bevor sie stattfindet?“…
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