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Ökonomisierung im Krankenhaus – Mit Robin Mohan und Kaspar Molzberger
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Wie so viele gesellschaftliche Bereiche wurde auch das Krankenhaus in den letzten Jahrzehnten nach neuen Prinzipien organisiert. Mit gedeckelten Budgets und Fallkostenpauschalen sollte das vermeintlich überteuerte Gesundheitssystem auf Effizienz getrimmt werden. Kliniken sollten zu Konkurrentinnen werden, die Marktbereinigung unwirtschaftliche Häuser aussortieren. Eine tiefgreifende Ökonomisierung hat die Arbeitsweise im Krankenhaus grundsätzlich verändert.
Kaspar Molzberger und Robin Mohan haben beide zu diesem Thema promoviert und die Ökonomisierung des Krankenhauses intensiv erforscht. In Interviews mit Pflegern, Ärzten und Management sind sie der Frage nachgegangen, wie sich Ökonomisierung in der konkreten Praxis der Klinik zeigt. Im Zentrum steht dabei das Klassifikationssystem der DRGs, mit dem Krankheitsbilder zusammengefasst und mit durchschnittlichen Behandlungszeiten und ‑kosten versehen werden. Wer über dem Durchschnitt liegt, macht Minus, wer besser ist, kann Gewinne erwirtschaften – was viele privatgeführte Krankenhäuser rentabel tun.
Im Gespräch mit unseren beiden Gästen rekonstruieren wir die historischen Entwicklungslinien des modernen Krankenhauses. Ebenso sprechen wir über dessen traditionelle Arbeitsteilung und wie unterschiedlich sich die Ökonomisierung beim ärztlichen und dem Pflegepersonal auswirkt. Während bestimmte ärztliche Prozeduren hochrentabel sein können, wird die Pflege zum Kostenfaktor. Personalabbau und Arbeitsverdichtung sind die Folge. Andererseits kommt auch das ärztliche Professionsethos immer wieder in Konflikt mit ökonomischen Zielsetzungen.
Zuletzt diskutieren wir, wie sich Ökonomisierung theoretisch fassen lässt. Unsere Gäste sind uneins: Robin Mohan plädiert dafür, die Ökonomisierung der Organisation ins gesellschaftstheoretische Verhältnis zu setzen und den Begriff in Zusammenhang mit der Warenlogik des Kapitalismus zu bestimmen. Kaspar Molzberger verortet die Ökonomisierung in einer historisch spezifischen Praxis der Kalkulation, die nur in der Organisation selbst wirklich rekonstruierbar ist.
Links
- Robin Mohan: Die Ökonomisierung des Krankenhauses (Open Acess)
- Kaspar Molzberger: Autonomie und Kalkulation (Open Acess)
- Robin Mohan: Ökonomisierung im Kapitalismus. Umriss eines theoretischen Zugangs. In: Otto: Soziale Arbeit im Kapitalismus
- Kaspar Molzberger: Das Krankenhaus als anpassungsfähiges Netzwerkarrangement? In: Stegbauer/Clemens: Corona-Netzwerke
- Michael Simon: Krankenhauspolitik in der Bundesrepublik Deutschland
- Jürgen Johann Rohde: Soziologie des Krankenhauses. Zur Einführung in die Soziologie der Medizin
- Thorsten Peetz: Mechanismen der Ökonomisierung
- Bruno Latour: Existenzweisen
- Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK GmbH)
- Kritische Mediziner*innen
- DRGs (Diagnosebezogene Fallgruppen)
Transkript
Das Transkript zur Episode ist hier abrufbar. ACHTUNG: Das Transkript wird automatisch durch wit.ai erstellt und aus zeitlichen Gründen NICHT korrigiert. Fehler bitten wir deshalb zu entschuldigen.
Gäste
- Kaspar Molzberger
- Robin Mohan
Verwandte Episoden
- Höher, schneller, weiter – Mit Dirk van Laak über die Geschichte der Infrastruktur
- Das letzte Leben des Neoliberalismus? – Mit Dieter Plehwe über neoliberale Netzwerke
- Mit Jenni Brichzin über politische Praxis in Parlamenten
- Wohnen als soziale Infrastruktur – mit Inga Jensen
- Ungleichheit im deutschen Schulsystem – mit Marcel Helbig
Kapitler
1. Begrüßung (00:00:51)
2. Vom Hospital zum Krankenhaus (00:02:29)
3. Verhältnis Medizin und Pflege (00:06:53)
4. Die alte Finanzierungsfrage (00:08:32)
5. Was heißt bedarfsgerecht? (00:15:01)
6. Sparsamkeit versus Ökonomisierung (00:17:29)
7. Narrativ der Kostenexplosion (00:24:50)
8. Tendenzen seit den 90er-Jahren (00:29:33)
9. Kalkulation als Aspekt der Ökonomisierung (00:33:21)
10. Das DRG-System (00:36:36)
11. Kodierfachkräfte (00:42:12)
12. Das InEK (00:47:17)
13. DRGs und Personalpolitik (00:48:43)
14. "Liegezeiten verringern, Fallzahlen erhöhen" (00:49:51)
15. Privatisierungswelle (00:50:46)
16. Renditeerwartungen? (00:51:42)
17. DRG-System und pflegerische Praxis (00:58:25)
18. DRGs und ärztliche Praxis (01:01:30)
19. Ökonomisierung in der Pflege (01:11:14)
20. Beziehungsgefüge Pflege/ÄrztInnen (01:18:04)
21. Professionen und Arbeitskampf (01:23:52)
22. Eine soziologische Theorie der Ökonomisierung? (01:29:38)
23. Ökonomie, Differenzierung, Staat, Organisation (01:31:27)
24. Praxistheorie, Gesundheitsökonmie, Neoklassik, autonome Wertbezüge, Kalkulation (01:36:32)
25. Was hat Corona geändert? (01:46:46)
26. Broke for free - Melt (01:57:34)
97 episoder
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Kaspar Molzberger und Robin Mohan haben beide zu diesem Thema promoviert und die Ökonomisierung des Krankenhauses intensiv erforscht. In Interviews mit Pflegern, Ärzten und Management sind sie der Frage nachgegangen, wie sich Ökonomisierung in der konkreten Praxis der Klinik zeigt. Im Zentrum steht dabei das Klassifikationssystem der DRGs, mit dem Krankheitsbilder zusammengefasst und mit durchschnittlichen Behandlungszeiten und ‑kosten versehen werden. Wer über dem Durchschnitt liegt, macht Minus, wer besser ist, kann Gewinne erwirtschaften – was viele privatgeführte Krankenhäuser rentabel tun.
Im Gespräch mit unseren beiden Gästen rekonstruieren wir die historischen Entwicklungslinien des modernen Krankenhauses. Ebenso sprechen wir über dessen traditionelle Arbeitsteilung und wie unterschiedlich sich die Ökonomisierung beim ärztlichen und dem Pflegepersonal auswirkt. Während bestimmte ärztliche Prozeduren hochrentabel sein können, wird die Pflege zum Kostenfaktor. Personalabbau und Arbeitsverdichtung sind die Folge. Andererseits kommt auch das ärztliche Professionsethos immer wieder in Konflikt mit ökonomischen Zielsetzungen.
Zuletzt diskutieren wir, wie sich Ökonomisierung theoretisch fassen lässt. Unsere Gäste sind uneins: Robin Mohan plädiert dafür, die Ökonomisierung der Organisation ins gesellschaftstheoretische Verhältnis zu setzen und den Begriff in Zusammenhang mit der Warenlogik des Kapitalismus zu bestimmen. Kaspar Molzberger verortet die Ökonomisierung in einer historisch spezifischen Praxis der Kalkulation, die nur in der Organisation selbst wirklich rekonstruierbar ist.
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- Kaspar Molzberger: Autonomie und Kalkulation (Open Acess)
- Robin Mohan: Ökonomisierung im Kapitalismus. Umriss eines theoretischen Zugangs. In: Otto: Soziale Arbeit im Kapitalismus
- Kaspar Molzberger: Das Krankenhaus als anpassungsfähiges Netzwerkarrangement? In: Stegbauer/Clemens: Corona-Netzwerke
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- Jürgen Johann Rohde: Soziologie des Krankenhauses. Zur Einführung in die Soziologie der Medizin
- Thorsten Peetz: Mechanismen der Ökonomisierung
- Bruno Latour: Existenzweisen
- Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK GmbH)
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1. Begrüßung (00:00:51)
2. Vom Hospital zum Krankenhaus (00:02:29)
3. Verhältnis Medizin und Pflege (00:06:53)
4. Die alte Finanzierungsfrage (00:08:32)
5. Was heißt bedarfsgerecht? (00:15:01)
6. Sparsamkeit versus Ökonomisierung (00:17:29)
7. Narrativ der Kostenexplosion (00:24:50)
8. Tendenzen seit den 90er-Jahren (00:29:33)
9. Kalkulation als Aspekt der Ökonomisierung (00:33:21)
10. Das DRG-System (00:36:36)
11. Kodierfachkräfte (00:42:12)
12. Das InEK (00:47:17)
13. DRGs und Personalpolitik (00:48:43)
14. "Liegezeiten verringern, Fallzahlen erhöhen" (00:49:51)
15. Privatisierungswelle (00:50:46)
16. Renditeerwartungen? (00:51:42)
17. DRG-System und pflegerische Praxis (00:58:25)
18. DRGs und ärztliche Praxis (01:01:30)
19. Ökonomisierung in der Pflege (01:11:14)
20. Beziehungsgefüge Pflege/ÄrztInnen (01:18:04)
21. Professionen und Arbeitskampf (01:23:52)
22. Eine soziologische Theorie der Ökonomisierung? (01:29:38)
23. Ökonomie, Differenzierung, Staat, Organisation (01:31:27)
24. Praxistheorie, Gesundheitsökonmie, Neoklassik, autonome Wertbezüge, Kalkulation (01:36:32)
25. Was hat Corona geändert? (01:46:46)
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