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Christian Thielemann schreibt über Richard Strauss: „Unterhaltsame und erkenntnisreiche Lektüre“

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Liebeserklärung an Richard Strauss

Das Glitzernde, Schillernde, leicht Schwebende fasziniere ihn an der Musik von Richard Strauss. Herrlich und unverwechselbar sei dieser Klang, schreibt Christian Thielemann. Von den ersten Seiten an liest sich sein Buch „Richard Strauss. Ein Zeitgenosse“ wie eine Liebeserklärung an den Komponisten, eine sympathisch persönliche und getragen von sublimer Kennerschaft. Thielemann schwärmt über seine Vorlieben, erläutert, warum einige Stücke schwer zu dirigieren sind wie der „Till Eulenspiegel“ mit seinen versetzten Rhythmen. Und er verteidigt den Komponisten stichhaltig gegen höchst fragwürdige Vorurteile.

Verteidigung gegen den Vorwurf des Eklektizismus

Weil er die moderne Tonsprache seiner Zeit ignorierte, nur in seinen Einaktern „Salome“ und „Elektra“ an die Grenzen der Tonalität ging, trifft Strauss vielfach der Vorwurf des Eklektizismus. Souverän stellt der Autor diesem Einwand einen gänzlich anderen Begriff von Modernität entgegen: „Strauss erkannte die Gefahren der Atonalität, die Gefahr der Entfremdung des Publikums, die Gefahr der Intellektualisierung der Musik. Und beschloss für sich, dass er das nicht wollte. Und so kreiert er letztlich seinen eigenen, neuen Stil. Das ist das Avantgardistische an ihm.“ Der Pultstar Thielemann hebt allerdings auch die Verantwortung von Dirigentinnen und Dirigenten hervor, die Musik vor Anflügen ins Kitschige zu bewahren, wenn er ausführt:
Bei Strauss muss man gegen jede Süßlichkeit andirigieren, um die Süße der Musik zur Geltung zu bringen.

Quelle: Christian Thielemann in seinem neuen Buch

Wichtiger Aspekt zu „Die Frau ohne Schatten“ fehlt

Nur ein fundamentales Vorurteil, das noch dazu seine Lieblingsoper betrifft, nimmt der Autor Thielemann erstaunlicherweise nicht unter die Lupe: Hartnäckig hält sich in der heutigen Opernkritik die Annahme, dass „Die Frau ohne Schatten“ angeblich frauenfeindlich sei, weil das Stück die Mutterschaft verherrlichen würde. Eine solche vordergründige Interpretation steht bei ihm freilich nicht zu befürchten. Richtig schreibt er, dass es in dem Drama vor allem um Menschlichkeit geht. Die Leserinnen und Leser erfahren in dem Kontext jedoch nicht, dass die Mutterschaft als eine Metapher für die Menschwerdung der Titelheldin dient. Das ist ein bisschen schade.

Hassliebe zu „Salome“

Tatsächlich finden sich im Oeuvre von Richard Strauss auch Werke, die der Autor nicht so gerne, selten oder gar noch nie dirigiert hat wie zum Beispiel die aus seiner Sicht harzige, knorrige Tondichtung „Don Quixote“. Allen voran mit der „Salome“ verbindet ihn eine Hassliebe. „Ich habe ‚Salome' öfter dirigiert, in Nürnberg und auch in Italien. Und dann habe ich damit irgendwann aufgehört, weil es mir keinen Spaß gemacht hat, gegen diese Lautstärken anzukämpfen.“ Ähnlich mag die von Thielemann sehr geschätzte Sopranistin Lisa della Casa empfunden haben, die diese Partie nur einmal in München sang, weil sie ihre silbrige, lyrische Stimme mit dem geforderten dramatischen Potenzial an ihre Grenzen brachte. Beim Publikum mag die Wahrnehmung aber doch eine andere sein, denkt man an die Auftritte des Jochanaan, dessen Partie Thielemann selbst einen „Klangbalsam pur“ nennt, Salomes Schlussgesang, der nach dem Kuss ganz im Pianissimo einsetzt. Oder an den legendären, vom Autor selbst ins Feld geführten Auftritt von Hildegard Behrens unter Karajan, von einem einzigen Dauerforte konnte da nicht die Rede sein. Insofern regt sich bei der Lektüre bisweilen auch Widerspruch.

Stärke der Strauss-Frauen wird hervorgehoben

Unter den Frauenfiguren in Strauss‘ Musikdramen ist Salome indes die einzige, mit der sich Thielemann schwer identifizieren kann. Allen anderen von der Marschallin und Arabella über Kaiserin, Färberin bis hin zu Elektra attestiert er eine Stärke, die er den Heldinnen in den Opern Richard Wagners abspricht: „Die Wagner-Frauen sind Opfer. Auch sie sind zwar Überfrauen, schon dank ihrer Stimmgewalten, aber sie gehen ins Wasser, sinken entseelt zu Boden, sterben Liebestode oder werden auf Feuerbetten gefesselt. Die Strauss-Frauen dagegen leben, und sie leben selbstbestimmt.“ Dass Thielemann Isolde und Brünnhilde, die mutig und eigenverantwortlich handeln mit Senta, Elsa und Elisabeth als Opfer auf eine Stufe stellt, mag überraschen. Und auch, dass er die Frage übergeht, ob nicht die frühreife Göre Salome von ihrem Vater Herodes missbraucht worden und damit doch ein Opfer sein könnte, wie es zahlreiche Regisseure interpretieren.

Ein Füllhorn an Weisheiten

Aber alles in allem finden sich im Buch wenige Stellen, über die man stolpert. Es offeriert vielmehr ein Füllhorn an Weisheiten. Zum Beispiel, dass es bei Strauss generell reizvoll erscheint, wenn ein großes Orchester leise spielt. Der musikalische Laie kommt dabei ebenso auf seine Kosten wie eine musikalisch vorgebildete Leserschaft. Wie sich sprachlich Poesie mit flapsiger Berliner Schnauze verbindet, zeugt von einem ganz eigenen Charme. „Richard Strauss. Ein Zeitgenosse“ bietet eine ebenso unterhaltsame wie erkenntnisreiche Lektüre, sympathisch persönlich in den Bekenntnissen und farbenreich wie die Musik des Komponisten.
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Das Glitzernde, Schillernde, leicht Schwebende fasziniere ihn an der Musik von Richard Strauss. Herrlich und unverwechselbar sei dieser Klang, schreibt Christian Thielemann. Von den ersten Seiten an liest sich sein Buch „Richard Strauss. Ein Zeitgenosse“ wie eine Liebeserklärung an den Komponisten, eine sympathisch persönliche und getragen von sublimer Kennerschaft. Thielemann schwärmt über seine Vorlieben, erläutert, warum einige Stücke schwer zu dirigieren sind wie der „Till Eulenspiegel“ mit seinen versetzten Rhythmen. Und er verteidigt den Komponisten stichhaltig gegen höchst fragwürdige Vorurteile.

Verteidigung gegen den Vorwurf des Eklektizismus

Weil er die moderne Tonsprache seiner Zeit ignorierte, nur in seinen Einaktern „Salome“ und „Elektra“ an die Grenzen der Tonalität ging, trifft Strauss vielfach der Vorwurf des Eklektizismus. Souverän stellt der Autor diesem Einwand einen gänzlich anderen Begriff von Modernität entgegen: „Strauss erkannte die Gefahren der Atonalität, die Gefahr der Entfremdung des Publikums, die Gefahr der Intellektualisierung der Musik. Und beschloss für sich, dass er das nicht wollte. Und so kreiert er letztlich seinen eigenen, neuen Stil. Das ist das Avantgardistische an ihm.“ Der Pultstar Thielemann hebt allerdings auch die Verantwortung von Dirigentinnen und Dirigenten hervor, die Musik vor Anflügen ins Kitschige zu bewahren, wenn er ausführt:
Bei Strauss muss man gegen jede Süßlichkeit andirigieren, um die Süße der Musik zur Geltung zu bringen.

Quelle: Christian Thielemann in seinem neuen Buch

Wichtiger Aspekt zu „Die Frau ohne Schatten“ fehlt

Nur ein fundamentales Vorurteil, das noch dazu seine Lieblingsoper betrifft, nimmt der Autor Thielemann erstaunlicherweise nicht unter die Lupe: Hartnäckig hält sich in der heutigen Opernkritik die Annahme, dass „Die Frau ohne Schatten“ angeblich frauenfeindlich sei, weil das Stück die Mutterschaft verherrlichen würde. Eine solche vordergründige Interpretation steht bei ihm freilich nicht zu befürchten. Richtig schreibt er, dass es in dem Drama vor allem um Menschlichkeit geht. Die Leserinnen und Leser erfahren in dem Kontext jedoch nicht, dass die Mutterschaft als eine Metapher für die Menschwerdung der Titelheldin dient. Das ist ein bisschen schade.

Hassliebe zu „Salome“

Tatsächlich finden sich im Oeuvre von Richard Strauss auch Werke, die der Autor nicht so gerne, selten oder gar noch nie dirigiert hat wie zum Beispiel die aus seiner Sicht harzige, knorrige Tondichtung „Don Quixote“. Allen voran mit der „Salome“ verbindet ihn eine Hassliebe. „Ich habe ‚Salome' öfter dirigiert, in Nürnberg und auch in Italien. Und dann habe ich damit irgendwann aufgehört, weil es mir keinen Spaß gemacht hat, gegen diese Lautstärken anzukämpfen.“ Ähnlich mag die von Thielemann sehr geschätzte Sopranistin Lisa della Casa empfunden haben, die diese Partie nur einmal in München sang, weil sie ihre silbrige, lyrische Stimme mit dem geforderten dramatischen Potenzial an ihre Grenzen brachte. Beim Publikum mag die Wahrnehmung aber doch eine andere sein, denkt man an die Auftritte des Jochanaan, dessen Partie Thielemann selbst einen „Klangbalsam pur“ nennt, Salomes Schlussgesang, der nach dem Kuss ganz im Pianissimo einsetzt. Oder an den legendären, vom Autor selbst ins Feld geführten Auftritt von Hildegard Behrens unter Karajan, von einem einzigen Dauerforte konnte da nicht die Rede sein. Insofern regt sich bei der Lektüre bisweilen auch Widerspruch.

Stärke der Strauss-Frauen wird hervorgehoben

Unter den Frauenfiguren in Strauss‘ Musikdramen ist Salome indes die einzige, mit der sich Thielemann schwer identifizieren kann. Allen anderen von der Marschallin und Arabella über Kaiserin, Färberin bis hin zu Elektra attestiert er eine Stärke, die er den Heldinnen in den Opern Richard Wagners abspricht: „Die Wagner-Frauen sind Opfer. Auch sie sind zwar Überfrauen, schon dank ihrer Stimmgewalten, aber sie gehen ins Wasser, sinken entseelt zu Boden, sterben Liebestode oder werden auf Feuerbetten gefesselt. Die Strauss-Frauen dagegen leben, und sie leben selbstbestimmt.“ Dass Thielemann Isolde und Brünnhilde, die mutig und eigenverantwortlich handeln mit Senta, Elsa und Elisabeth als Opfer auf eine Stufe stellt, mag überraschen. Und auch, dass er die Frage übergeht, ob nicht die frühreife Göre Salome von ihrem Vater Herodes missbraucht worden und damit doch ein Opfer sein könnte, wie es zahlreiche Regisseure interpretieren.

Ein Füllhorn an Weisheiten

Aber alles in allem finden sich im Buch wenige Stellen, über die man stolpert. Es offeriert vielmehr ein Füllhorn an Weisheiten. Zum Beispiel, dass es bei Strauss generell reizvoll erscheint, wenn ein großes Orchester leise spielt. Der musikalische Laie kommt dabei ebenso auf seine Kosten wie eine musikalisch vorgebildete Leserschaft. Wie sich sprachlich Poesie mit flapsiger Berliner Schnauze verbindet, zeugt von einem ganz eigenen Charme. „Richard Strauss. Ein Zeitgenosse“ bietet eine ebenso unterhaltsame wie erkenntnisreiche Lektüre, sympathisch persönlich in den Bekenntnissen und farbenreich wie die Musik des Komponisten.
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