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Legal, illegal, nominal – Alkohol und Marihuana

13:02
 
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Die beiden beliebtesten Entspannungsdrogen unter der Lupe

Legal, illegal, nominal – die beiden beliebtesten Entspannungsdrogen

Heute geht es um unsere beiden beliebtesten Entspannungsdrogen: Alkohol und Marihuana. Zuerst werfen wir einen Blick auf Marihuana, danach schauen wir uns den Alkohol genauer an und versuchen dann eine fachliche Einordnung der Thematik.

**Beginnen wir also mit Marihuana. ** Ich möchte, dass wir uns diesem Thema durch eine kleine Phantasiereise nähern:

Schließt für einen Moment Eure Augen. Stellt Euch sich vor, wie ihr durch die Straßen eures Heimatortes geht. Am Ende der Straße wird gerade ein neues Plakat auf eine Plakatwand geklebt.

Ihr kommt näher: auf dem großformatigen Bild seht ihr zwei junge, gut gekleidete Menschen entspannt lächelnd auf dem Sofa sitzen. Über ihnen im Raum hängen wie ein bunter Nebel, Figuren, Formen und Farben.

Die beiden schauen mit begeistertem Blick nach oben. Unter ihnen lest ihr nun die Werbebotschaft „Schokouana – die kreative Schokoentspannung mit Marihuana. Ab sofort erhältlich in jedem Supermarkt.“

Grotesk? Selbstverständlich.

Ein schlechter Scherz? Vielleicht.

Vor knapp 3 Jahren ist Marihuana in Kalifornieren legalisiert worden und kann seitdem dort legal gekauft werden. In ausgewählten Läden, gekennzeichnet mit einem grünen Kreuz.

Bevor wir uns mit dem Für und Wider einer Legalisierung beschäftigen, werfen wir erstmal einen Blick auf ein paar Fakten:

Marihuana hat viele Namen: Gras, Dope, Hasch …
Sie alle bezeichnen die getrockneten Blüten der weiblichen Hanfpflanze, lateinischer Name: Cannabis.

Ihr Wirkstoff: Tetrahydrocannabiol – abgekürzt THC. Er ist hauptsächlich in den Blüten zu finden. Je nach Qualität oder Angebot werden den Blüten auch andere Teile der Pflanze wie Blätter oder der Stängel selbst beigemischt.

Ähnlich wie bei Kartoffeln gibt es viele Sorten, aber nur wenige werden tatsächlich konsumiert.

Die gängisten Canabis-Sorten sind Sativa und Indica. Deren Wirkungen unterscheiden sich etwas, so dass sich bei den Konsumenten unterschiedliche Vorlieben ergeben.

Das Harz der Blüten enthält neben THC noch weitere Alkaloide.Sei haben ebenfalls psychoaktive oder vegetative Wirkungen.

Das ist interessant, denn die Art des Rausches wird durch das Mischungsverhältnis aller Wirkstoffe bestimmt. Dieses Mischungsverhältnis ist also für die unterschiedlichen Wirkungen der verschiedenen Sorten verantwortlich.

Neben Marihuana werden im Handel noch Haschisch und das so genannte Öl angeboten. Als Haschisch bezeichnet man das gepresste Harz, das durch Erhitzen der Pflanze gewonnen wird.

Je nach Sorte changiert die Farbe von currygelb, über grün zu braun und fast schwarz. Es hat in etwa die Konsistenz von weichem Linoleum oder Siegelwachs. Der Geruch ist angenehm süßlich und liegt charakteristisch zwischen dem von Reis-Stroh und Majoran.

Das kurz und knapp so bezeichnete Öl stellt eine weitere Veredelung dar: durch Destillation wird eine noch größere Reinheit der Wirkstoffe erreicht, so dass ein bräunliches bis dunkelgrünes Öl entsteht.

Cannabis wird meistens geraucht, es kann aber auch oral, zum Beispiel als Keks, konsumiert werden. Je nachdem verzögert sich dadurch die Wirkung.

A propos Wirkung: Sie hält ungefähr eine bis eineinhalb Stunden an und baut sich in Wellen auf.

Die genaue Dauer ist von mehreren Faktoren abhängig, zum Beispiel

  • von der konsumierten Sorte,
  • von der konsumierten Menge und davon,
  • wie oft und wie viel jemand normalerweise konsumiert.

Wer schon einmal Cannabis ausprobiert hat, weiß es wahrscheinlich bereits: Es wirkt meistens beruhigend und macht müde und hungrig. Man fühlt sich fröhlich — Stichwort „unkontrollierter Lachflash“ — und verbunden mit anderen Menschen. Wenn nicht sogar mit der gesamten Menschheit.

Aber es kann auch unangenehme Wirkungen in Form von Sinnestäuschungen oder sogar leichten Halluzinationen haben.

Soweit, so gut. Schauen wir uns nun die Wirkung von Cannabis einmal aus einem medizinisch-wissenschaftlichen Blickwinkel an:

In den 1960er und 70er Jahren gab es lediglich Cannabis-Pflanzen, die aus naturbelassenen Saatkörnern entstanden sind. Diese Pflanzen hatten einen verhältnismäßig geringen THC-Gehalt.

Seit einigen Jahren allerdings wird mit Hochdruck an Züchtungen gearbeitet, die Pflanzen mit einem hohen THC-Gehalt hervorbringen. Vor allem gentechnisch veränderte Samen liefern Pflanzen mit dem 20fachen des natürlichen THC-Gehalts.

Besonders der Konsum von Marihuana aus solchen Züchtungen kann problematisch sein. Denn die vorhin bereits erwähnten unangenehmen Wirkungen — wir erinnern uns: Sinnestäuschungen und leichte Halluzinationen — treten besonders gerne nach dem Konsum dieser gentechnisch aufgemotzten Sorten auf.

Vor allem Jugendliche, die eine Veranlagung für Krankheiten aus dem schizophrenen Formenkreis haben, sollten aufpassen: Durch den Konsum von THC kann tatsächlich der erste psychotische Schub ausgelöst werden.

Zwar kann man einwenden, dass diese Jugendlichen den ersten Schub über kurz oder lang sowieso erlebt hätten. Doch man sollte sich schon gut überlegen, ob man seine erste Psychose wirklich im Kreis tiefenentspannter Kiffer erleben möchte.

In Deutschland tut man sich mit der Legalisierung von Marihuana etwas schwerer als in den Niederlanden oder Kalifornien. Nach wie vor ist der Besitz und der Konsum illegal.

Allerdings ist die Toleranz der Ordnungshüter und Gerichte mittlerweile so hoch, dass die Straftat bei einer geringen Menge nicht mehr verfolgt, oder als Ordnungswidrigkeit behandelt wird.

Aus medizinischer Sicht ist der Umgang mit Cannabisprodukten eindeutiger: Bestimmte Bestandteile der Pflanze werden seit Jahren erfolgreich als schmerzstillende, angstlösende und entzündungshemmende Phytopharmaka eingesetzt.

Diese Medikamente haben entweder keine oder eine sehr geringe psychoaktive Wirkung, so dass sie als Entspannungs- oder Rauschmittel ungeeignet sind.

Aber was sagt die ICD-10 zu diesem Thema? So einiges. So ist in der ICD-10 unter XXXX. eine psychische Abhängigkeit von THC als behandlungswürdiges psychiatrisches Störungsbild aufgeführt.

Zu den Symptomen und Spätfolgen einer langjährigen und intensiven Cannabis-Nutzung zählen zum Beispiel:

  • kognitive Einbußen
  • Panikattacken
  • Psychosen und Angststörungen, um nur einige Hightlights zu nennen.

Nun liegt der Hase wie so oft im Detail versteckt. Und daraus erklärt sich auch der tiefe Graben zwischen Befürwortern und Gegner des Cannabiskonsums.

Die heute erwachsenen Befürworter denken beim Cannabiskonsum meistens an ihre Jugend zurück. An die Zeit, als Kiffen noch ein Abenteuer war. Und — je nachdem wie weit man von der holländischen Grenze entfernt wohnte — auch ein teurer Spaß. Und verglichen mit den heutigen Produkten war der Wirkstoffgehalt kaum der Rede wert.

Zudem war man Teil einer coolen Gegenkultur und konnte seine antibürgerlichen Reflexe in harmloser Weise ausleben, ohne dass irgend jemandem ein größerer Schaden entstanden wäre.

Heute sieht die Sache allerdings anders aus: Cannabis ist preiswert und quasi überall verfügbar. Seine Wirkung ist ca. 20mal höher als noch vor ein paar Jahren. Und inzwischen liegt die gesellschaftliche Akzeptanz ungefähr auf gleichem Niveau mit der von Alkohol.

Und genauso wie ein Konsum von Alkohol in Maßen vergleichsweise wenig Schaden anrichtet, führt der übermäßige oder süchtige Gebrauch zu körperlichem und geistigem Verfall.

Womit wir auch schon beim zweiten Teil unserer heutigen Folge wären — dem Alkohol.

Wie bereits erwähnt, tun sich Gesellschaft und Politik mit der Legalisierung von Cannabisprodukten schwer. Was natürlich nichts über die tatsächlich in Deutschland konsumierten Mengen aussagt.

Eine ganz andere Droge dagegen ist von jeher gesellschaftlich akzeptiert und legalisiert. Ich spreche vom Alkohol natürlich, der in hohem Maße körperlich und psychisch abhängig machen kann.

Gehen wir noch einmal zum Anfang der Sendung zurück, als ich Euch bat die Augen zu schließen. Nach wie vor sitzen zwei junge, gut aussehende Menschen auf einem Sofa. Allerdings halten beide nun ein Glas mit einer gelblich-schaumigen Flüssigkeit in den Händen. Dieses Mal lautet der Werbeslogan: den Feierabend genießen, mit dem besten was Köln zu bieten hat.

Grotesk? Wohl eher nicht.

Denn Alkohol ist als Entspannungsmittel weitgehend akzeptiert. Und mehr noch: Menschen, die in der Kneipe nach alkoholfreien Alternativen zum Feierabend-Bier fragen, gelten

  • als Spielverderber
  • als Gesundheitsapostel
  • als krank
  • oder zumindest als bemitleidenswert, weil sie ja noch fahren müssen. Sucht euch ein Etikett aus.

Alkohol zu konsumieren gehört in Deutschland bei vielen Gelegenheit einfach dazu. Und bei manchen gesellschaftlichen Anlässen erscheint der Alkohol fast sogar zwingend notwendig zu sein.

Nehmen wir den Karneval als Beispiel: Ich als Kölner kann hiervon ein Lied singen. Der rheinische Karneval ist für viele im nüchternen Zustand kaum zu bewältigen. Böse Zungen würden sagen, kaum zu ertragen: Alkohol wird auch an jeder Ecke für geringes Geld angeboten oder sogar umsonst ausgegeben.

Aber auch abgesehen vom Karneval wird in Deutschland Alkohol beinahe rund um die Uhr in beliebiger Menge und zu einem niedrigen Preis angeboten.

Natürlich ist der Verkauf an Kinder und Jugendliche untersagt, doch es ist naiv zu glauben, dass hierdurch der Konsum wirklich eingegrenzt würde. Wer Alkohol trinken möchte, kann das jederzeit tun.

Schauen wir uns die Folgen des Konsums dieser legalen Entspannungsdroge an:

  • momentan sind ca. 1,8 Millionen Erwachsene in Deutschland alkoholabhängig
  • das heißt: 1,8 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren
  • pro Jahr sterben ca 70.000 Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums
  • und es entstehen pro Jahr knapp 40 Millionen Euro direkte und indirekte Krankheitskosten.

Und das ist eigentlich kein Wunder, denn Alkohol ist allgegenwärtig, leicht erreichbar und sehr billig.

Und Alkohol wird immer billiger: Nach aktuellen Analysen für Deutschland sind innerhalb der letzten 40 Jahre alkoholische Getränke im Vergleich zur sonstigen Lebenshaltung um 30 Prozent billiger geworden. Dabei sanken die Preise für Wein um 38 Prozent, für Spirituosen um 33 Prozent und für Bier um 26 Prozent.

Bizarr erscheinen diese Tatsachen auch, wenn man sich die schulische Drogenaufklärung anschaut. Dort werden in Lehrfilmen Substanzen wie Heroin oder LSD besprochen, die — Gott sei Dank — im Moment im deutschen Drogenmilieu praktisch keine Rolle spielen.

Mit dem gesellschaftlichen Haupt-Drogenproblem, dem Alkoholmissbrauch, beschäftigt sich die schulische Drogenaufklärung dagegen kaum. Im Gegenteil sieht man tatenlos zu, wenn auf dem Schulfest ein Bierstand aufgestellt wird.

Kurze Zwischenfrage: Wer hat schonmal was vom „Lernen am Modell“ gehört? Genau, Kinder sehen den Erwachsenen beim Konsum von Alkohol zu und bekommen den Eindruck, dass diese Substanz einerseits nicht schädlich sein kann, und andererseits volle gesellschaftliche Akzeptanz genießt. Was ja auch der Wahrheit entspricht.

In der Konsequenz hat über die vergangenen Jahre der schädliche Gebrauch von Alkohol unter pubertierenden Jugendlichen kontinuierlich zugenommen.

Berühmt-berüchtigt ist das sogenannte Binge-Drinking, auch bekannt als Koma-Saufen. Das bedeutet, dass man sich — gewissermaßen als Wettbewerb — bis zur Besinnungslosigkeit betrinkt. Diese Praxis hat nicht wenige Jugendliche in die Notaufnahmen der Krankenhäuser oder — schlimmer noch — ins frühe Grab gebracht.

AlkoPops mit Geschmacksrichtungen von Kaugummi, Popkorn oder Zuckerwatte, die direkt auf den Geschmack von Kindern abzielen, tuen ihr Übriges.

Kommen wir zu einer interessanten Beobachtung, die besonders bei der Vorbeugung und der Unterstützung der Betroffenen wenig hilfreich ist:

Der normal Durchschnittsdeutsche — nennen wir ihn Otto Normalverbraucher — schaut mitleidig-verächtlich auf alkoholkranke sogenannten Penner herab. Sie sind offensichtlich süchtig und bedienen ihre Sucht mit billigstem Fusel aus dem Discounter. Schnaps, der ihnen zu Preisen angeboten wird, die zum Teil unter denen von Grundnahrungsmitteln liegen.

Gleichzeitig bewundert genau dieser Otto Normalverbraucher aber den Arzt, Manager oder Unternehmer, der mit stolz geschwellter Brust seinen gepflegten Weinkeller vorführt. Jeden Abend finden zwei Flaschen Rotwein ihren Weg in ein geschliffenes Weinglas — aber kein Problem. Man trinkt ja kultiviert. Und nur aus Genuss. Klar.

Alkoholismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Und wir sollten es nicht verharmlosen!

Und schon sind wir am Schluß der heutigen Folge angekommen. Zusammenfassend läßt sich sagen, dass Alkohol und Cannabisprodukte mittlerweile gleichermaßen akzeptierte Entspannungsmittel sind, deren Konsumenten man in allen Gesellschaftsschichten finden kann.

Ein stark eingeschränkter Gebrauch erscheint zunächst unproblematisch. Allerdings bieten beide Substanzen ein hohes Suchtpotential, das aus unterschiedlichen Gründen heruntergespielt wird. Im Fall von Alkohol aus wirtschaftlichen Gründen. Bei Cannabis eher aus einer romanitschen Verklärung heraus. In beiden Strategien liegt jedoch das eigentliche Gefahrenpotential der Substanzen verborgen.

Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Überblick und einige nützliche und interessante Zusatzinfos zu diesem Thema liefern. Tut ihr mir einen Gefallen? Abonniert meinen Podcast, vielen Dank. Und wenn ihr jemanden kennt, den dieser Podcast interessieren könnte — empfehlt mich gerne weiter. Ich würde mich freuen.

In diesem Sinne komme ich zum Ende. Wenn Ihr wollt, hören wir uns nächsten Woche wieder. Dann rund um das Thema Psychiatrische Störungsbilder in Hitchcock-Filmen.

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Legal, illegal, nominal – die beiden beliebtesten Entspannungsdrogen

Heute geht es um unsere beiden beliebtesten Entspannungsdrogen: Alkohol und Marihuana. Zuerst werfen wir einen Blick auf Marihuana, danach schauen wir uns den Alkohol genauer an und versuchen dann eine fachliche Einordnung der Thematik.

**Beginnen wir also mit Marihuana. ** Ich möchte, dass wir uns diesem Thema durch eine kleine Phantasiereise nähern:

Schließt für einen Moment Eure Augen. Stellt Euch sich vor, wie ihr durch die Straßen eures Heimatortes geht. Am Ende der Straße wird gerade ein neues Plakat auf eine Plakatwand geklebt.

Ihr kommt näher: auf dem großformatigen Bild seht ihr zwei junge, gut gekleidete Menschen entspannt lächelnd auf dem Sofa sitzen. Über ihnen im Raum hängen wie ein bunter Nebel, Figuren, Formen und Farben.

Die beiden schauen mit begeistertem Blick nach oben. Unter ihnen lest ihr nun die Werbebotschaft „Schokouana – die kreative Schokoentspannung mit Marihuana. Ab sofort erhältlich in jedem Supermarkt.“

Grotesk? Selbstverständlich.

Ein schlechter Scherz? Vielleicht.

Vor knapp 3 Jahren ist Marihuana in Kalifornieren legalisiert worden und kann seitdem dort legal gekauft werden. In ausgewählten Läden, gekennzeichnet mit einem grünen Kreuz.

Bevor wir uns mit dem Für und Wider einer Legalisierung beschäftigen, werfen wir erstmal einen Blick auf ein paar Fakten:

Marihuana hat viele Namen: Gras, Dope, Hasch …
Sie alle bezeichnen die getrockneten Blüten der weiblichen Hanfpflanze, lateinischer Name: Cannabis.

Ihr Wirkstoff: Tetrahydrocannabiol – abgekürzt THC. Er ist hauptsächlich in den Blüten zu finden. Je nach Qualität oder Angebot werden den Blüten auch andere Teile der Pflanze wie Blätter oder der Stängel selbst beigemischt.

Ähnlich wie bei Kartoffeln gibt es viele Sorten, aber nur wenige werden tatsächlich konsumiert.

Die gängisten Canabis-Sorten sind Sativa und Indica. Deren Wirkungen unterscheiden sich etwas, so dass sich bei den Konsumenten unterschiedliche Vorlieben ergeben.

Das Harz der Blüten enthält neben THC noch weitere Alkaloide.Sei haben ebenfalls psychoaktive oder vegetative Wirkungen.

Das ist interessant, denn die Art des Rausches wird durch das Mischungsverhältnis aller Wirkstoffe bestimmt. Dieses Mischungsverhältnis ist also für die unterschiedlichen Wirkungen der verschiedenen Sorten verantwortlich.

Neben Marihuana werden im Handel noch Haschisch und das so genannte Öl angeboten. Als Haschisch bezeichnet man das gepresste Harz, das durch Erhitzen der Pflanze gewonnen wird.

Je nach Sorte changiert die Farbe von currygelb, über grün zu braun und fast schwarz. Es hat in etwa die Konsistenz von weichem Linoleum oder Siegelwachs. Der Geruch ist angenehm süßlich und liegt charakteristisch zwischen dem von Reis-Stroh und Majoran.

Das kurz und knapp so bezeichnete Öl stellt eine weitere Veredelung dar: durch Destillation wird eine noch größere Reinheit der Wirkstoffe erreicht, so dass ein bräunliches bis dunkelgrünes Öl entsteht.

Cannabis wird meistens geraucht, es kann aber auch oral, zum Beispiel als Keks, konsumiert werden. Je nachdem verzögert sich dadurch die Wirkung.

A propos Wirkung: Sie hält ungefähr eine bis eineinhalb Stunden an und baut sich in Wellen auf.

Die genaue Dauer ist von mehreren Faktoren abhängig, zum Beispiel

  • von der konsumierten Sorte,
  • von der konsumierten Menge und davon,
  • wie oft und wie viel jemand normalerweise konsumiert.

Wer schon einmal Cannabis ausprobiert hat, weiß es wahrscheinlich bereits: Es wirkt meistens beruhigend und macht müde und hungrig. Man fühlt sich fröhlich — Stichwort „unkontrollierter Lachflash“ — und verbunden mit anderen Menschen. Wenn nicht sogar mit der gesamten Menschheit.

Aber es kann auch unangenehme Wirkungen in Form von Sinnestäuschungen oder sogar leichten Halluzinationen haben.

Soweit, so gut. Schauen wir uns nun die Wirkung von Cannabis einmal aus einem medizinisch-wissenschaftlichen Blickwinkel an:

In den 1960er und 70er Jahren gab es lediglich Cannabis-Pflanzen, die aus naturbelassenen Saatkörnern entstanden sind. Diese Pflanzen hatten einen verhältnismäßig geringen THC-Gehalt.

Seit einigen Jahren allerdings wird mit Hochdruck an Züchtungen gearbeitet, die Pflanzen mit einem hohen THC-Gehalt hervorbringen. Vor allem gentechnisch veränderte Samen liefern Pflanzen mit dem 20fachen des natürlichen THC-Gehalts.

Besonders der Konsum von Marihuana aus solchen Züchtungen kann problematisch sein. Denn die vorhin bereits erwähnten unangenehmen Wirkungen — wir erinnern uns: Sinnestäuschungen und leichte Halluzinationen — treten besonders gerne nach dem Konsum dieser gentechnisch aufgemotzten Sorten auf.

Vor allem Jugendliche, die eine Veranlagung für Krankheiten aus dem schizophrenen Formenkreis haben, sollten aufpassen: Durch den Konsum von THC kann tatsächlich der erste psychotische Schub ausgelöst werden.

Zwar kann man einwenden, dass diese Jugendlichen den ersten Schub über kurz oder lang sowieso erlebt hätten. Doch man sollte sich schon gut überlegen, ob man seine erste Psychose wirklich im Kreis tiefenentspannter Kiffer erleben möchte.

In Deutschland tut man sich mit der Legalisierung von Marihuana etwas schwerer als in den Niederlanden oder Kalifornien. Nach wie vor ist der Besitz und der Konsum illegal.

Allerdings ist die Toleranz der Ordnungshüter und Gerichte mittlerweile so hoch, dass die Straftat bei einer geringen Menge nicht mehr verfolgt, oder als Ordnungswidrigkeit behandelt wird.

Aus medizinischer Sicht ist der Umgang mit Cannabisprodukten eindeutiger: Bestimmte Bestandteile der Pflanze werden seit Jahren erfolgreich als schmerzstillende, angstlösende und entzündungshemmende Phytopharmaka eingesetzt.

Diese Medikamente haben entweder keine oder eine sehr geringe psychoaktive Wirkung, so dass sie als Entspannungs- oder Rauschmittel ungeeignet sind.

Aber was sagt die ICD-10 zu diesem Thema? So einiges. So ist in der ICD-10 unter XXXX. eine psychische Abhängigkeit von THC als behandlungswürdiges psychiatrisches Störungsbild aufgeführt.

Zu den Symptomen und Spätfolgen einer langjährigen und intensiven Cannabis-Nutzung zählen zum Beispiel:

  • kognitive Einbußen
  • Panikattacken
  • Psychosen und Angststörungen, um nur einige Hightlights zu nennen.

Nun liegt der Hase wie so oft im Detail versteckt. Und daraus erklärt sich auch der tiefe Graben zwischen Befürwortern und Gegner des Cannabiskonsums.

Die heute erwachsenen Befürworter denken beim Cannabiskonsum meistens an ihre Jugend zurück. An die Zeit, als Kiffen noch ein Abenteuer war. Und — je nachdem wie weit man von der holländischen Grenze entfernt wohnte — auch ein teurer Spaß. Und verglichen mit den heutigen Produkten war der Wirkstoffgehalt kaum der Rede wert.

Zudem war man Teil einer coolen Gegenkultur und konnte seine antibürgerlichen Reflexe in harmloser Weise ausleben, ohne dass irgend jemandem ein größerer Schaden entstanden wäre.

Heute sieht die Sache allerdings anders aus: Cannabis ist preiswert und quasi überall verfügbar. Seine Wirkung ist ca. 20mal höher als noch vor ein paar Jahren. Und inzwischen liegt die gesellschaftliche Akzeptanz ungefähr auf gleichem Niveau mit der von Alkohol.

Und genauso wie ein Konsum von Alkohol in Maßen vergleichsweise wenig Schaden anrichtet, führt der übermäßige oder süchtige Gebrauch zu körperlichem und geistigem Verfall.

Womit wir auch schon beim zweiten Teil unserer heutigen Folge wären — dem Alkohol.

Wie bereits erwähnt, tun sich Gesellschaft und Politik mit der Legalisierung von Cannabisprodukten schwer. Was natürlich nichts über die tatsächlich in Deutschland konsumierten Mengen aussagt.

Eine ganz andere Droge dagegen ist von jeher gesellschaftlich akzeptiert und legalisiert. Ich spreche vom Alkohol natürlich, der in hohem Maße körperlich und psychisch abhängig machen kann.

Gehen wir noch einmal zum Anfang der Sendung zurück, als ich Euch bat die Augen zu schließen. Nach wie vor sitzen zwei junge, gut aussehende Menschen auf einem Sofa. Allerdings halten beide nun ein Glas mit einer gelblich-schaumigen Flüssigkeit in den Händen. Dieses Mal lautet der Werbeslogan: den Feierabend genießen, mit dem besten was Köln zu bieten hat.

Grotesk? Wohl eher nicht.

Denn Alkohol ist als Entspannungsmittel weitgehend akzeptiert. Und mehr noch: Menschen, die in der Kneipe nach alkoholfreien Alternativen zum Feierabend-Bier fragen, gelten

  • als Spielverderber
  • als Gesundheitsapostel
  • als krank
  • oder zumindest als bemitleidenswert, weil sie ja noch fahren müssen. Sucht euch ein Etikett aus.

Alkohol zu konsumieren gehört in Deutschland bei vielen Gelegenheit einfach dazu. Und bei manchen gesellschaftlichen Anlässen erscheint der Alkohol fast sogar zwingend notwendig zu sein.

Nehmen wir den Karneval als Beispiel: Ich als Kölner kann hiervon ein Lied singen. Der rheinische Karneval ist für viele im nüchternen Zustand kaum zu bewältigen. Böse Zungen würden sagen, kaum zu ertragen: Alkohol wird auch an jeder Ecke für geringes Geld angeboten oder sogar umsonst ausgegeben.

Aber auch abgesehen vom Karneval wird in Deutschland Alkohol beinahe rund um die Uhr in beliebiger Menge und zu einem niedrigen Preis angeboten.

Natürlich ist der Verkauf an Kinder und Jugendliche untersagt, doch es ist naiv zu glauben, dass hierdurch der Konsum wirklich eingegrenzt würde. Wer Alkohol trinken möchte, kann das jederzeit tun.

Schauen wir uns die Folgen des Konsums dieser legalen Entspannungsdroge an:

  • momentan sind ca. 1,8 Millionen Erwachsene in Deutschland alkoholabhängig
  • das heißt: 1,8 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren
  • pro Jahr sterben ca 70.000 Menschen an den Folgen des Alkoholkonsums
  • und es entstehen pro Jahr knapp 40 Millionen Euro direkte und indirekte Krankheitskosten.

Und das ist eigentlich kein Wunder, denn Alkohol ist allgegenwärtig, leicht erreichbar und sehr billig.

Und Alkohol wird immer billiger: Nach aktuellen Analysen für Deutschland sind innerhalb der letzten 40 Jahre alkoholische Getränke im Vergleich zur sonstigen Lebenshaltung um 30 Prozent billiger geworden. Dabei sanken die Preise für Wein um 38 Prozent, für Spirituosen um 33 Prozent und für Bier um 26 Prozent.

Bizarr erscheinen diese Tatsachen auch, wenn man sich die schulische Drogenaufklärung anschaut. Dort werden in Lehrfilmen Substanzen wie Heroin oder LSD besprochen, die — Gott sei Dank — im Moment im deutschen Drogenmilieu praktisch keine Rolle spielen.

Mit dem gesellschaftlichen Haupt-Drogenproblem, dem Alkoholmissbrauch, beschäftigt sich die schulische Drogenaufklärung dagegen kaum. Im Gegenteil sieht man tatenlos zu, wenn auf dem Schulfest ein Bierstand aufgestellt wird.

Kurze Zwischenfrage: Wer hat schonmal was vom „Lernen am Modell“ gehört? Genau, Kinder sehen den Erwachsenen beim Konsum von Alkohol zu und bekommen den Eindruck, dass diese Substanz einerseits nicht schädlich sein kann, und andererseits volle gesellschaftliche Akzeptanz genießt. Was ja auch der Wahrheit entspricht.

In der Konsequenz hat über die vergangenen Jahre der schädliche Gebrauch von Alkohol unter pubertierenden Jugendlichen kontinuierlich zugenommen.

Berühmt-berüchtigt ist das sogenannte Binge-Drinking, auch bekannt als Koma-Saufen. Das bedeutet, dass man sich — gewissermaßen als Wettbewerb — bis zur Besinnungslosigkeit betrinkt. Diese Praxis hat nicht wenige Jugendliche in die Notaufnahmen der Krankenhäuser oder — schlimmer noch — ins frühe Grab gebracht.

AlkoPops mit Geschmacksrichtungen von Kaugummi, Popkorn oder Zuckerwatte, die direkt auf den Geschmack von Kindern abzielen, tuen ihr Übriges.

Kommen wir zu einer interessanten Beobachtung, die besonders bei der Vorbeugung und der Unterstützung der Betroffenen wenig hilfreich ist:

Der normal Durchschnittsdeutsche — nennen wir ihn Otto Normalverbraucher — schaut mitleidig-verächtlich auf alkoholkranke sogenannten Penner herab. Sie sind offensichtlich süchtig und bedienen ihre Sucht mit billigstem Fusel aus dem Discounter. Schnaps, der ihnen zu Preisen angeboten wird, die zum Teil unter denen von Grundnahrungsmitteln liegen.

Gleichzeitig bewundert genau dieser Otto Normalverbraucher aber den Arzt, Manager oder Unternehmer, der mit stolz geschwellter Brust seinen gepflegten Weinkeller vorführt. Jeden Abend finden zwei Flaschen Rotwein ihren Weg in ein geschliffenes Weinglas — aber kein Problem. Man trinkt ja kultiviert. Und nur aus Genuss. Klar.

Alkoholismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Und wir sollten es nicht verharmlosen!

Und schon sind wir am Schluß der heutigen Folge angekommen. Zusammenfassend läßt sich sagen, dass Alkohol und Cannabisprodukte mittlerweile gleichermaßen akzeptierte Entspannungsmittel sind, deren Konsumenten man in allen Gesellschaftsschichten finden kann.

Ein stark eingeschränkter Gebrauch erscheint zunächst unproblematisch. Allerdings bieten beide Substanzen ein hohes Suchtpotential, das aus unterschiedlichen Gründen heruntergespielt wird. Im Fall von Alkohol aus wirtschaftlichen Gründen. Bei Cannabis eher aus einer romanitschen Verklärung heraus. In beiden Strategien liegt jedoch das eigentliche Gefahrenpotential der Substanzen verborgen.

Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Überblick und einige nützliche und interessante Zusatzinfos zu diesem Thema liefern. Tut ihr mir einen Gefallen? Abonniert meinen Podcast, vielen Dank. Und wenn ihr jemanden kennt, den dieser Podcast interessieren könnte — empfehlt mich gerne weiter. Ich würde mich freuen.

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