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„Falsche“ Patienten in Notaufnahmen: Krankenhäuser kritisieren Praxis-Ärzte

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SWR Aktuell: Können wir also 60 Prozent der Notaufnahmen einfach dicht machen? Gerald Gaß: Das können wir sicherlich nicht. Denn die Zahlen, die hier jetzt erhoben wurden, sagen ja lediglich, dass nur 40 Prozent der Patienten, die in die Notaufnahmen kam, dann anschließend auch stationär aufgenommen worden. Das heißt aber, dass auch ein großer Teil derjenigen, die dann ambulant wieder entlassen werden konnten, vorher erst einmal sorgfältig diagnostiziert werden mussten. Insofern sind sie richtigerweise ins Krankenhaus gekommen - wenn auch nicht alle. Das ist schon korrekt. SWR Aktuell: Jetzt haben wir ja gerade letzte Woche Zahlen des Statistischen Bundesamtes gesehen. Da hieß es, dass allein im letzten Jahr 12,4 Millionen Menschen in den Notaufnahmen behandelt würden. Sie haben gesagt, dass die Zahlen zeigen, wie herausragend wichtig die Notfallversorgung der Krankenhäuser ist. Haben Sie denn einen Überblick darüber, wie viele Menschen nur deswegen in die Notaufnahmen gehen, weil sie keinen Termin beim Arzt oder in einer Bereitschaftspraxis bekommen haben? Gaß: Das ist sicherlich eine relevante Zahl, und das ist ja genau auch unser Problem. Die Krankenhäuser haben ja grundsätzlich sogenannte stationäre Notfallaufnahmen. Das heißt, dort kommt der Rettungswagen an, dort kommen wirklich die schweren Notfälle an. Gleichzeitig versorgen wir dort auch ambulante Patienten, die fußläufig kommen, mit dem eigenen Auto, oder die von Angehörigen gebracht werden. Und ein Teil dieser Patienten kommt in die Krankenhäuser, weil der niedergelassene Bereich ihnen keine adäquate Notfallversorgung anbietet. Und das wird nicht besser werden. Denn wir haben mittlerweile die Situation, dass über 30 Prozent der niedergelassenen Ärzte 60 Jahre und älter sind. Das heißt, es werden viele Ärzte ausscheiden. Es wird bei weitem nicht die Anzahl nachkommen, die in den nächsten Jahren ausscheidet. SWR Aktuell: Jetzt haben aber auch ein Drittel der Befragten gesagt, dass sie nur deshalb in die Notaufnahme gegangen sind, weil sie in der Praxis keinen Termin bekommen haben- oder weil es einfacher ist… Gaß: Dass manche deswegen in die Notaufnahmen kommen, weil es einfacher ist, ist korrekt. Und das ist natürlich keine gute Begründung und auch keine korrekte Begründung. Denn diese Personen nehmen dann Notfallambulanzen und Notfallkapazitäten in Anspruch, die eigentlich für die echten Notfälle reserviert sind. Insofern müssen die niedergelassenen Ärzte dafür sorgen, dass hier adäquate Serviceleistungen da sind und diesen Patienten auch Termine anbieten. Das müsste eigentlich über die bekannte Nummer 116 117 der Kassenärztlichen Vereinigungen laufen. Aber auch dort scheitern die Patientinnen und Patienten oft. SWR Aktuell: Kommen wir mal zur Krankenhausreform. Die sieht ja vor, dass kleine Krankenhäuser verschwinden und die Kompetenzen in größeren Häusern zusammengezogen werden, um das mal ganz verkürzt zu sagen. Ihrer Meinung nach ist die Grundlage der Notfallversorgung die flächendeckende Versorgung mit Krankenhäusern auch außerhalb der Ballungsgebiete. Das passt aber nicht wirklich zu der Ende November beschlossenen Krankenhausreform, oder? Gaß: Das ist so: Die Krankenhausreform ist eine Idee, die quasi am grünen Tisch oder im Elfenbeinturm entstanden ist. Man hat ja auch keine Auswirkungs-Analyse von Seiten des Bundesgesundheitsministeriums gemacht, um zu zeigen: Wo werden Krankenhäuser möglicherweise infolge der Reform geschlossen? All das ist nicht passiert. Aber so wie jetzt die Rahmenbedingungen angelegt sind, wird es ganz hart den ländlichen Raum treffen. Und gerade dort brauchen wir eben die Krankenhäuser, weil dort die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte noch weniger dicht vorhanden sind als beispielsweise in den Städten. Deswegen muss die neue Bundesregierung noch mal sehr genau auf diese Reform schauen, damit die ländliche Versorgung, gerade auch die Notfallversorgung, sichergestellt bleibt.
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